Sir Simon Rattle dirigiert Žuraj und Berio
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Vito Žuraj [*1979]
Automatones
für großes Orchester [2022/23]
Kompositionsauftrag der musica viva des Bayerischen Rundfunks
Uraufführung
Luciano Berio [1925–2003]
Coro
für 40 Stimmen und Instrumente [1975–77]
u.a. mit Liedtexten der Sioux, Navajo, Zuni, aus Polynesien, Preu, Kroatien, Venedig, dem Piemont, aus Chile und mit Versen von Pablo Neruda
Mitwirkende
Chor des Bayerischen Rundfunks
Peter Dijkstra Einstudierung
Max Hanft Co-Einstudierung
Symphonieorchester des Bayersichen Rundfunks
Sir Simon Rattle Leitung
Zum Programm
Die Dirigentenkarriere von Sir Simon Rattle steht von Beginn an für Aufbruch und Erneuerung – und auch die Musik der Moderne in all ihren Facetten spielt dabei bis heute eine große Rolle. Keine Überraschung also, dass sich Rattle bei seinem Amtsantritt als Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auch einem Konzert der musica viva widmet. Auf dem Programm steht die Uraufführung von Automatones, geschrieben von Vito Žuraj im Auftrag der musica viva des Bayerischen Rundfunks. Außergewöhnliches ist zu erwarten, schließlich sorgt der 1979 im slowenischen Maribor geborene Rihm-Schüler immer wieder für Furore: »So viel Spaß kann zeitgenössische Musik machen« (Offenbach-Post). Nach der Pause dirigiert Rattle Coro von Luciano Berio, in dem Chor und Orchester gemischt als kollektiver musikalischer Organismus auf dem Podium platziert werden, um die Trennung von Chor- und Orchesterstimmen optisch und klanglich zu überwinden. Anonyme, volksliedhafte Texte, die den zutiefst menschlichen Drang nach Freiheit widerspiegeln, treffen hier auf die bewegende Lyrik Pablo Nerudas, dessen Tod mit der blutigen Niederschlagung der chilenischen Allende-Demokratie durch Augusto Pinochet im September 1973 zusammenfiel: »Ich dachte dabei nicht an Nationen, sondern an die Begegnung von Menschen, mit ihren jeweils eigenen Geschichten, mit ihren Leidenschaften und ihrer zerstörten Heimat« (Berio). Ein brillant komponiertes Bekenntniswerk in »tragische[r] Stimmung « (Berio), das auch heute nichts von seiner Aktualität verloren hat.