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Ensemble Modern Orchestra mit Vimbayi Kaziboni
Dienstag, 28. September 2021 | Prinzregententheater München | 20.00 Uhr

Programm
Heiner Goebbels [*1952]
A House of Call. My Imaginary Notebook [2020]
Münchner Erstaufführung im Rahmen der Ensemble Modern Orchestra Tournee
Kompositionsauftrag von Ensemble Modern, Berliner Festspiele/Musikfest Berlin, musica viva des Bayerischen Rundfunks, Elbphilharmonie Hamburg, Kölner Philharmonie, Wien Modern, beuys2021 und Casa da Música Porto.
Mitwirkende
Ensemble Modern Orchestra
Vimbayi Kaziboni, Leitung
Heiner Goebbels, Lichtregie
Norbert Ommer, Klangregie

Ein Projekt im Rahmen von BTHVN 2020. Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Das Münchner Gastspiel des Ensemble Modern Orchestra wird ermöglicht von der Ernst von Siemens Musikstiftung.
Konzert Schlussapplaus







Generalprobenfotos











Zum Programm
In seinem zeitgleich zur Premierentournee erscheinenden Buch zu „A House of Call“ schreibt Heiner Goebbels:

„In diesem Konzert kommen Stimmen zu Wort, die mich berührt, verstört, begeistert, befremdet haben und die hier meist erstmals auf einer Konzertbühne zu hören sind. Etwa die Hälfte dieser Stimmen wurde mit historischen Phonographen auf Wachsmatrizen aufgenommen und ihre Entstehung ist oft ambivalent. Vielerlei Gründe mögen zu diesen Aufnahmen geführt haben: musikethnologische bzw. musik- und sprachwissenschaftliche Forschungen, soziologische, anthropologische Interessen, aber auch rassistische Motive, deren koloniale Kontexte diese Aufnahmen geprägt haben. Manchmal lassen sich die Beweggründe auch nicht voneinander trennen. Die Widersprüche kann ich nicht ausräumen, sondern nur künstlerische bearbeiten. Die Musik ist eine direkte Antwort auf die Komplexität und Rauheit der Stimmen, ihre Ausstrahlung und die Geschichte dieser Aufnahmen.“
Programmheft
1980 wurde das Ensemble Modern gegründet. 18 Jahre später folgte die Gründung des Ensemble Modern Orchestra, um auch in die Superlative der Besetzungsgrößen vorzustoßen. Bereits auf der Gründungstournee hatte das Ensemble Modern Orchestra ein Orchesterwerk von Heiner Goebbels im Programm.
Auf Initiative des Musikfest Berlin und des Ensemble Modern schrieb der Komponist zum Beethoven-Jahr 2020 erneut ein abendfüllendes Orchesterwerk für die große Formation des Frankfurter Klangkörpers, das im September 2020 uraufgeführt und auf Tournee hätte gehen sollen. Dann kam die Covid-19-Pandemie. Alle Partner konnten jedoch die Uraufführung und die anschließende Tournee dieses außergewöhnlichen Projektes um exakt ein Jahr verschieben: auf den September 2021 und die Folgemonate.
A House of Call. My Imaginary Notebook ist ein vierteiliger Zyklus von Kompositionen, in denen das Ensemble Modern Orchestra auf Stimmen reagieren wird, die Heiner Goebbels in einem imaginären Notizbuch bewahrt hat; Stimmen, auf die er bei Projekten, Reisen, Begegnungen oder in Archiven – manchmal auch zufällig – gestoßen ist und die jetzt mit ihren eigenen Klängen und Sprachen wiederkehren und ‚den Ton angeben‘: Dialoge, Beschwörungen, Gebete, Anrufungen, Aufrufe, Sprechakte oder Lieder. Es sind unverwechselbare, ‚eigentümliche‘ Stimmen, die jetzt, meist zum ersten Mal, auf einer Konzertbühne zu Gehör kommen. Die Musikerinnen und Musiker des Orchesters antworten darauf, individuell oder kollektiv, wie der Chor in einem ‚Responsorium‘: sie kommentieren, unterbrechen, unterstützen und widersprechen.
„a prolonged visit to a house of call“ – die Zeile findet sich bei James Joyce in FINNEGANS WAKE, auf Seite 41, unweit des onomatopoetischen ‚roaratorio‘, das dem Hörstück von John Cage den Namen geben sollte. Ein Hörstück, das mich nachhaltig geprägt hat, weil sich John Cage inmitten eines Stroms vieler Stimmen, Mesostichon für Mesostichon, durch die 628 Seiten des Romans liest – wie ein ‚gesungenes Schreiben der Sprache‘. So hat Roland Barthes die Rauheit (Körnung) der Stimme beschrieben, und diese Rauheit – le grain de la voix – macht das Gemeinsame der Stimmen aus, die sich in meinem imaginären Notizbuch eingefunden haben.
Heiner Goebbels, 2020
In vielen der Arbeiten von Heiner Goebbels spielt die Anziehung abwesender, akusmatischer Stimmen eine wichtige Rolle; ob 1981 auf seiner ersten Single Berlin Kudamm 12.4.81 (1981), in der Chaconne / Kantorloops aus Surrogate Cities (1994), in der Performance Stifters Dinge (2007), der Klang-Installation Genko-An (2008ff.) oder in seinen Hörstücken. In A House of Call werden die Stimmen zum ersten Mal zu Protagonisten eines ganzen Konzertes.
Nach der Uraufführung beim Musikfest Berlin in der Philharmonie Berlin am 30. August 2021 kommt die Produktion am 28. September zur musica viva des Bayerischen Rundfunks in das Münchner Prinzregententheater.
mehr zum programm
auf dem musica viva Blog
Interview in Bildern mit Heiner Goebbels
Winrich Hopp im Gespräch mit Heiner Goebbels zu A House of Call
Try Outs
Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Kompositionsprozesses.

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