Ensembles & Performer

Gründerzeitimpulse

20.05.19 | Björn Gottstein / Enno Poppe

Björn Gottstein und Enno Poppe stellen die beiden Ensembles ensemble mosaik und das Ensemblekollektiv Berlin vor.

Foto: ensemble mosaik

1997: Ein Ensemble wird gegründet
Wer ein Ensemble für neue Musik gründet, kann dabei einem von mehreren Impulsen folgen. Es kann zum Beispiel sein, dass es in der Stadt, in der man lebt, sagen wir der Einfachheit halber Berlin im Jahre 1997, nur wenige Ensembles für neue Musik gibt. Es kann zudem sein, dass die jungen Musikstudenten, die das Ensemble gründen, sich lieber ihre eigenen Programme ausdenken, anstatt sich in einem bereits existierenden Ensemble den Repertoiregepflogenheiten unterzuordnen. Und dann ist es zum Beispiel auch möglich, dass die Musiker das Gefühl haben, dass es einen musikalischen Bereich gibt, der nicht hinlänglich gepflegt wird und den zu erkunden sich lohnte, wie zum Beispiel die Arbeit mit elektronischen Klangmitteln, mit Synthesizer und Keyboards, mit Zuspielungen und Live-Elektronik, aber auch mit experimentellen Klangerzeugern und ungewohnten Spieltechniken. All diese Impulse konnte das ENSEMBLE MOSAIK bei seiner Gründung geltend machen. Seither prägt das Ensemble die Musiklandschaft, indem es ein ungewöhnliches Repertoire erschließt und dabei oft mit Komponisten zusammenarbeitet, deren musikalische Vorstellungen weit über das Gewohnte herausreichen. Gleichzeitig hat das ENSEMBLE MOSAIK bestimmte ästhetische Fragestellungen und Sujets geradezu systematisch
aufgearbeitet.
Björn Gottstein, Leiter der Donaueschinger Musiktage

Autonome Musik
Die künstlerische Autonomie ist in Verruf geraten. Dass Künstler sich politisch engagieren, ist wertvoll und wichtig. Aber die Wertmaßstäbe von Kunst haben sich dadurch seltsam verschoben, die Unsicherheit über die Kriterien ist groß. Dabei ist weder die richtige Tat noch die richtige Gesinnung ausreichend, um ein gutes oder interessantes Kunstwerk zu schaffen. Um die künstlerische Autonomie muss gerungen werden, sie ist nicht selbstverständlich. In Diktaturen war die Autonomie selbst ein Akt des Widerstands. Die Idee der autonomen Musik ist ein Widerstand gegen die Vorstellung, dass alle Musik immer verfügbar sein soll, nichts kosten darf, ein Tagesbegleitmedium ist. Musik hat eigene Gesetze und eigene Inhalte. Die Frage nach der Präsentation autonomer Musik ist dabei ganz entscheidend. Alles an der Kunstform Konzert kann hinterfragt, verändert und mit neuem Sinn gefüllt werden. Die Intensität des Erlebens von Hörenden und Spielenden, die Körperlichkeit des Klangs und die Räumlichkeit der audiovisuellen Erfahrung stehen im Mittelpunkt.

Enno Poppe zu einer Konzertreihe des ensemble mosaik mit dem Titel »Autonome Musik«, die anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Ensembles während der Saison 2017/18 im Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin veranstaltet wurde.

Ensemblekollektiv Berlin © Ralf Brunner
Ensemblekollektiv Berlin

2014: Vier Ensembles gründen ein Ensemblekollektiv
Als ENSEMBLEKOLLEKTIV kooperieren vier international anerkannte Berliner Ensembles als gemeinschaftlicher Klangkörper: das ENSEMBLE ADAPTER, das SONAR QUARTETT, das ENSEMBLE APPARAT und das ENSEMBLE MOSAIK. Diese besondere Konstellation auf Basis kammermusikalischer Strukturen ist bislang nicht nur für die Berliner Kulturszene eine Neuheit. Die beteiligten Ensembles zeichnen sich durch langjährige Erfahrung, durch Interpretationen auf höchstem Niveau und klare Profile aus. In der Zusammenarbeit ergänzen sich diese Formationen zu einem Klangkörper mit neuen musikalischen Möglichkeiten. In den Programmen profiliert sich das Kollektiv mit ausgewähltem Repertoire sowie Auftragsarbeiten, die die spezifische Zusammensetzung der Formation thematisieren. Bei der MaerzMusik 2014 und dem Musikfest Berlin 2014 der Berliner Festspiele sowie dem Festival Ultraschall 2015 von Deutschlandfunk Kultur und Kulturradio rbb präsentierte sich das ENSEMBLEKOLLEKTIV BERLIN unter der Leitung der Dirigenten Titus Engel, Enno Poppe und Manuel Nawri zum ersten Mal der Öffentlichkeit.

Das deutsch-israelische ENSEMBLE ADAPTER ist seit 2004 aktiv. Als regelmäßiger Gast bei Festivals und Konzertreihen im In-und Ausland widmet es sich einem individuellen internationalen Repertoire. In eigenen Projekten werden grenzüberschreitende Arbeitsweisen in verschiedenen Genres erprobt. Seit 2006 arbeitet das SONAR QUARTETT intensiv mit Komponisten zusammen. Das Streichquartett ist mit verschiedenen Konzertreihen fester Bestandteil der Berliner Szene und regelmäßiger Gast internationaler Festivals. ENSEMBLE APPARAT – die jüngste Formation der Kooperation – besteht aus fünf Blechbläsern, die sich sowohl als herausragende Solisten zeitgenössischer Musik profiliert haben als auch darüber Erfahrungen als Gäste bekannter Ensembles gesammelt haben. 2012 haben sie sich zu einem Blechbläser für zeitgenössische Musik in Berlin zusammengeschlossen. Das ENSEMBLE MOSAIK ist seit seinem Zusammenschluss 1997 an der Erforschung und Weiterentwicklung aktueller Musik interessiert. In engem Austausch mit allen Konzertbeteiligten liegen Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit in der Auseinandersetzung mit dem Klangraum in seiner instrumentalen und digitalen Dimensionalität, sowie in der Erprobung neuer Kommunikationsformen.

Aus dem Gründungstext des Ensemblekollektiv Berlin


 

Diesen Beitrag finden Sie in der Sonderveröffentlichung der musica viva des Bayerischen Rundfunks, welche der Neuen Musikzeitung vom April 2019 beiliegt.

Weitere Informationen zum Konzert mit dem ensemble mosaik und Enno Poppe am 6. Juli 2019 um 17 Uhr

Weitere Informationen zum Konzert mit dem Ensemblekollektiv Berlin und Enno Poppe am 6. Juli 2019 um 19 Uhr


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Schlagwörter

Enno Poppe ensemble mosaik Ensemblekollektiv Berlin


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