
musica viva Saison 2023/24
Liebe Freundinnen, liebe Freunde der musica viva,
Welcome Sir Simon! – Der Amtsantritt des großen britischen Dirigenten beim Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bedeutet eine Epochenzäsur in der fast 80jährigen Geschichte der musica viva. Denn mit ihm erhält die musica viva einen Partner, dem die Musik der Gegenwart eine Passion ist. Karl Amadeus Hartmann, der Gründer der musica viva, der vor 60 Jahren verstarb, wäre von einer solchen Fügung begeistert gewesen.
Bereits während der Corona-Zeit, als das urbane Musikleben zum Erliegen gekommen war, hob Simon Rattle die musica viva in das digitale Rampenlicht der internationalen Musikwelt, als er Ondřej Adámeks Where are you? uraufführte und Georg Friedrich Haas‹ in kompletter Dunkelheit zu spielendem In Vain mittels Infrarot-Übertragung im Live Stream öffentlich erlebbar werden ließ – ein denkwürdiges und unvergessliches Ereignis.

Nun, am 13. Oktober ist es endlich soweit: Simon Rattle startet die Serie der musica viva-Konzerte der neuen Saison 2023/24 mit dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Isarphilharmonie im Gasteig HP8: mit der Uraufführung einer Auftragskomposition des slowenischen Komponisten Vito Žuraj und der Präsentation eines der Meilensteine der Musik des 20. Jahrhunderts: Luciano Berios großem oratorischen Madrigal Coro – ein musikalisches Plädoyer für das plurale und offene Zusammenleben der Menschen mit ihren verschiedenen Kulturen und Traditionen.

Zuvor eröffnet am 17. September die musica viva des Bayerischen Rundfunks zusammen mit der Ernst von Siemens Musikstiftung mit einem weiteren Ausnahmeereignis das Münchner Konzertleben: Erstmals seit 8 Jahren und erstmals mit ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko sind die Berliner Philharmoniker zu Gast in der europäischen Musikmetropole Bayerns, um gemeinsam mit dem Münchner Publikum das 50jährige Jubiläum der Ernst von Siemens Musikstiftung zu feiern. Das Programm präsentiert Meisterwerke eines Zeitraumes, in welchem die Stiftung ihre Gründung erfuhr und ihre internationale Wirkung entfaltete: Karl Amadeus Hartmanns 1963 entstandene Gesangsszene, deren Solopart Christian Gerhaher übernimmt, Iannis Xenakis’ eruptiven Orchestertanz Jonchaies von 1977, György Kurtágs 1994 für die Berliner Philharmoniker entstandenen Klagegesang Stele, schließlich ein brandneues Werk von Márton Illés. Ermöglicht wird das Jubiläumsgastspiel durch die 2016 von der Ernst von Siemens Musikstiftung gemeinsam mit der musica viva des Bayerischen Rundfunks und Lucerne Festival ins Leben gerufene räsonanz – Stifterkonzertinitiative.
Neben den neuen Arbeiten von Márton Illés und Vito Žuraj präsentiert die musica viva in den fünf Konzerten mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks der Saison 2023/24 neuere und neueste Arbeiten von Lisa Streich, Johannes Kalitzke, Milica Djordjević, Minas Borboudakis und Elizabeth Ogonek. In Jörg Widmanns neuem Trompetenkonzert übernimmt Håkan Hardenberger den Solopart, in Francesco Filideis neuem Violakonzert spielt Antoine Tamestit das Soloinstrument, und für Sofia Gubaidulinas 1996 entstandenes Konzert für Viola und Orchester ist Lawrence Power zu Gast.
François-Xavier Roth widmet sich in seinem musica viva– Debutkonzert zusammen mit Georg Nigl und Dirk Rothbrust einem der großen, unvergessenen und wirkmächtigen Auftragswerke aus der Geschichte der musica viva: Aïs von Iannis Xenakis von 1980. Die Kantate, die die Begegnung Odysseus’ mit seiner toten Mutter thematisiert, ist auch in Xenakis’ eigenem Schaffen ein Solitär an ergreifender Expressivität.
Auch Duncan Ward ist als Dirigent erstmals bei der musica viva zu Gast, und er eröffnet das Programm mit Charles Ives’ Central Park in the Dark: 2024 – im Jahr der amerikanischen Präsidentschaftswahlen – jährt sich das Geburts- und Todesjahr des großen Pioniers der amerikanischen Moderne und Avantgarde zum 150. bzw. 70. Mal.

Wolfgang von Schweinitz’ neues Plainsound Duo My Persia führt am 24. September in die Welt der traditionellen persischen Kunstmusik. Neben den kunstvollen Improvisationen des Tār- und Setār-Virtuosen Majeed Qadiānie in der Allerheiligenhofkirche präsentieren wir am 27. September im Prinzregententheater das von dem Tār- und Setār-Meister Majid Derakhsh ani gegründete und geleitete Māhbānoo Ensemble. Der öffentliche Auftritt ist dem allein aus Frauen bestehenden Ensemble im Iran verwehrt, was jedoch die digitale Verbreitung seiner Studioaufnahmen nicht hat verhindern können. Nach Konzerten in Berlin und Hamburg gibt das Māhbānoo Ensemble bei der musica viva nun auch sein Münchner Debut.
Wir danken dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks als den engsten Partnern der musica viva für die wie immer ausgezeichnete Zusammenarbeit und großartigen Konzerte, Bahar Roshanai von der Körber Stiftung für ihre Unterstützung bei der Realisierung der persischen Programme, schließlich der Ernst von Siemens Musikstiftung für die fruchtbare und großzügige Zusammenarbeit im Rahmen der gemeinsamen räsonanz – Initiative und gratulieren der Stiftung herzlich zu ihrem 50jährigen Bestehen!
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Viel Freude beim Besuch der musica viva-Veranstaltungen der Saison 2023/24 wünscht Ihnen Winrich Hopp |